Herzlich willkommen, schön dass ihr reinschaut und willkommen zum Review des besten Pokémon aller Zeiten! Und ob das wirklich so ist, darüber sprechen wir heute mal ein bisschen ausführlicher.
Im November 2019 ist die neueste Pokémon-Generation erschienen und schon irgendwie etwas Besonderes. Es ist nämlich das erst Hauptspiel der Taschenmonsterjagd, das wir auf einer “großen” Nintendo-Konsole spielen können. Alle anderen Teile sind nämlich, bis auf diverse Spin-Offs, ausschließlich für die mobilen Handhelds à la Game Boy und Nintendo DS erschienen. Und wie ich persönlich die heiß erwartete Fortsetzung empfunden habe, das besprechen wir jetzt.
Nicht ganz unwichtig bei meiner Beurteilung ist, glaube ich, wie viel Pokémon-Erfahrung ich mitbringe. Die ist nämlich recht überschaubar. Denn ich bin zwar direkt mit der ersten Generation auf dem Game Boy eingestiegen – natürlich Pokémon Rot, der coole rote Feuerdrache (!) – habe danach aber den Bezug zur Serie verloren, da ich ausschließlich auf den stationären Konsolen weitergezockt habe. Und erst Pokémon GO für Smartphone hat mich tatsächlich wieder zur Marke zurückgeholt, bevor ich zumindest mit Let’s Go Pikachu wieder ein bisschen Galar-Luft geschnuppert habe. Aber das war dann ja auch wieder die erste Generation. Ihr seht, ich bin weit rumgekommen und mein Name ist unter Pokémon-Trainern legendär. *Hust*
Ich stürze mich also jungfräulich ins Abenteuer, gespannt auf die Herausforderungen, die mich erwarten und mit dem klaren Ziel der beste Pokémon-Trainer aller Zeiten zu werden! Mal wieder. Und hier beginnt auch ein bisschen die Krux.
GameFreak, dem Entwickler der Serie, wird bereits seit einiger Zeit vorgeworfen, dass Sie die Marke Pokémon zu zaghaft weiterentwickeln. Und wenig überraschend, hat sich auch in Schwert/Schild wenig getan, was die grundsätzliche Mission betrifft. Wir sind eine Junge (oder Mädchen), dessen großer Traum es ist Pokémon-Sklaventrei… äh, Meistertrainer zu werden. Unsere komplette Existenz dreht sich darum wilde Monster zu fangen, sie zu trainieren und in Kämpfen gegeneinander antreten zu lassen. Soweit das bekannte, aber eben auch ziemlich coole Spielprinzip. Und Fans der alten Grundformel bekommen auf jeden Fall das, was sie erwarten und erstmal keine größeren Überraschungen.
Zu Beginn des Spiels wachen wir, mal wieder, in unserem Haus auf, bei unserer alleinerziehenden Mutter, lernen, mal wieder, unseren Kumpel und Rivalen kennen, der uns auf der anstehenden Reise immer wieder begegnen (und manchmal auch ein bisschen nerven) wird, dürfen uns natürlich auch wieder eines von drei Starter-Pokémon aussuchen und schon geht’s los. Und wen ich an dieser Stelle gespoilert haben sollte, kennt sich noch weniger aus als ich.
Und ich muss zugeben, auch wenn ich die wenigstens Teile der Serie persönlich gespielt habe, kenne ich doch die grobe Entwicklung der Franchise aus zahlreichen Berichten und Videos und erkenne den technischen Fortschritt, den der Sprung auf die Switch gebracht hat. Endlich ein Pokémon in HD auf dem großen Bildschirm! Wenngleich ich ein bisschen überrascht und ja, teilweise auch ernüchtert bin, wie schwer sich GameFreak letztendlich doch getan hat den Sprung vom 3DS auf den großen Bruder zu meistern. Immerhin ist Pokémon die größte Spiele-Franchise aller Zeiten und generiert Milliardenumsätze. Aber das alles reicht anscheinend nicht, um einen hochpolierten Next-Gen-Titel zu bauen.
Versteht mich bitte nicht falsch. Denn ich glaube, wir sind uns alle einig, dass gute Grafik noch lange kein gutes Spiel macht. Und der Anspruch von Pokémon war es noch nie hochrealistische Welten auf den Bildschirm zu zaubern. Aber es ist teilweise doch erschreckend wie lieblos oder vielleicht auch einfach überfordert die Oberflächentexturen aussehen, Objekte in der Spielwelt aufploppen und wie lahm ein großer Teil der Kampfanimationen aussieht. In diese Bereiche ist wirklich sehr wenig Weiterentwicklung und Polishing geflossen. Aber vielleicht bin ich da auch zu anspruchsvoll und der echte Pokémon-Fan möchte diesen Retro-Style. GameFreak weiß doch, was echte Monsterjäger brauchen, oder?
Aber im Ernst, vielleicht war der Sprung vom Handheld auf die stationäre Einheit tatsächlich eine so große Herausforderung für das Entwicklerteam. Und versteht mich bitte auch an dieser Stelle nicht falsch. Pokémon Schwert/Schild sieht total hübsch aus, mit seinen bunten Farben und dem typisch japanischem Artstyle. Und HD-Grafik sowie verbesserte Kantenglättung haben dem Spiel richtig gut getan und so gut sah ein Pokémon auch tatsächlich noch nie aus. Trotzdem holt die neueste Generation meiner Meinung nach zu wenig aus der zur Verfügung stehenden Technik raus und wirkt an vielen Stellen eher wie ein aufgemotzter DS-Titel und weniger wie eine vollwertige Konsolenfortsetzung.
Erstmal genug gemotzt. Wenngleich ich es gar nicht so böse meine, wie es vielleicht rübergekommen ist. Ich mag Pokémon, ich mag Pokémon Schwert und Schild und was das Spiel nach wie vor hervorragend kann, ist es uns die Welt hinein zu ziehen, unseren Sammeltrieb anzufeuern und auf die Jagd zu schicken. Denn in Freiheit lebende Tiere gehören in kleine Bälle eingesperrt und bei jeder Gelegenheit aufeinerander gehetzt!
Aber Scherz beiseite. Es ist immer wieder faszinierend, wie viel Spaß es macht auf Pokémon-Suche zu gehen. Das hohe Gras zu durchforsten, um seinen Pokédex zu vervollständigen, motiviert mich dermaßen und ich freue mich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn ich eine Kreatur entdecke, die ich noch nicht besitze. Okay, umso bitterer, wenn man es dann aus Versehen mit einem Schlag ins Poké-Nirvana schickt, weil der eigene Begleiter mal wieder zu stark war. Aber die nächste Chance kommt bestimmt. Und umso cooler, dass in Schwert/Schild ein Teil der wilden Monsterchen nun auch sichtbar in der Welt herumläuft. Zugegebenermaßen ein bisschen steif, die Kameraden, aber trotzdem gibt es einem das Gefühl in einer Welt herumzustreifen, in der Pokémon tatsächlich ein Teil der Fauna sind. GameFreak, weiter so.
Eine der großen Neuerungen ist auch, dass neben den klassischen Wegen zwischen den einzelnen Städten und Orten, die nach wie vor in einer festen Kameraperspektive beschritten werden, nun auch offenen Areale, die sog. Naturzonen zur Verfügung stehen. Hier dürfen wir das erste Mal mit komplett frei drehbarer Kamera auf dreidimensionale Jagd gehen, was ziemlich nice ist. Pokémon fangen hat sich noch nie so frei angefühlt. Wenngleich man auch hier merkt, dass GameFreak noch ein bisschen üben und sich an die neuen technischen Möglichkeiten gewöhnen muss. Es wirkt alles noch ein wenig künstlich und vorausbestimmt.
Neben der Pokémon-Jagd gibt es in der freien Natur allerdings nicht ganz so viel spannendes zu entdecken. Ein Turm am Horizont, der ein Geheimnis verbirgt? Nein. Nur Fassade. Immerhin werden wir durch die Erkundung der Naturzone mit einer separaten Währung belohnt, die wir bei Händlern gegen nützlich Gegenstände eintauschen können. Das ist nett. Und an den zahlreichen Pokémon-Nestern, die über die Naturzone verteilt sind, könnt ihr Raids beginnen und gegen richtig große Gegner antreten, mit der Chance, diese nach erfolgreicher Tat zu fangen. Das ist eine schöne Abwechslung im üblichen Trott und diese Kämpfe könnt ihr auch zusammen mit euren Freunden antreten. Pokémon GO lässt grüßen.
Nach meinen persönlichen Erfahrungen in Pokémon GO und Let’s Go Pikachu freue ich mich auch besonders über das klassische Kampfsystem. Wir werfen nicht nur wie wild mit Bällen um uns, sondern müssen ein wenig taktischer vorgehen. Insbesondere beim Fangen der kleinen Tierchen ist Vorsicht angesagt, um unseren Gegner zu schwächen und nicht direkt in den Boden zu stampfen. Und einige richtig harte Nüsse sind auch dabei, wenn wir noch nicht den richtigen Level haben. Halten wir uns aber weitestgehend an den vorgegeben Weg, der uns nach wie vor sehr linear durch die Story führt, stoßen wir aber nur sehr selten auf echte Herausforderungen und fegen die meisten Rivalen mit Links von der Fläche. Ein besonders hoher Anspruch/Schwierigkeitsgrad ist definitiv nicht die Stärke des Spiels, was vielleicht aber auch einfach mit der Ausrichtung auf ein eher jüngeres Publikum zu erklären ist. Schade, denn die verschiedenen Monster mit ihren individuellen Stärken und Schwächen laden zu ausgefeilten, taktischen Kämpfen ein. Diese finden wir aber fast ausschließlich im Kampf gegen menschliche Kontrahenten. Die KI hingegen ist nicht unbedingt die hellste Kerze auf dem Kuchen.
Ich habe noch gar nichts zur Geschichte gesagt. Obwohl, eigentlich habe ich schon alles gesagt. Es ist die die selbe Storyline wie in jedem der Haupttitel, nur mit wechselnden Charakteren. Und entschuldigt meinen Zynismus, aber viel mehr gibt es dazu wirklich nicht zu sagen und ich erspare euch detaillierte Spoiler, falls ihr das Abenteuer selbst noch erleben wollt.
Was ich tatsächlich ziemlich cool finde, sind die Arenen. Wie üblich reisen wir von Stadt zu Stadt um gegen die verschiedenen Arenaleiter anzutreten und unseren Ruf aufzubauen. Die Arenen sind dieses Mal aber ausgewachsene Stadien, mit Rängen voll von Zuschauern. Eine sehr nette Atmosphäre, die mir wirklich das Gefühl gegeben hat der Teil eines großen Liga-Matches zu sein. Die ein bisschen eingerosteten Kämpfe stehen dem zwar ein wenig entgegen, aber dafür gibt es ja noch die Dynamaxierungen. Habe ich das richtig ausgesprochen? Naja, einfach verdammt große Mega-Pokémon.
Die Dynamax-Funktion ist eines der Kernstoryelemente im Spiel und sorgt für übergroße Taschenmonster und wirklich sehr nette Effekte beim Kämpfen. Eine schöne Abwechslung im Einheitsbrei und optisch beeindruckend anzusehen. Vor allem die coolen Trainer, die einfach mal ganz entspannt in der Arena stehen bleiben. Do it like a boss.
Was mich nach kurzer Zeit aber wirklich genervt hat, waren die dämlichen Dialoge. Die Unterhaltungen zwischen den Protagonisten laufen erstmal ausschließlich über Textboxen ab, was aber kein Problem ist. Wenn man Lesen kann. Und wenn ihr nicht Lesen könnt, auch nicht schlimm. Ihr verpasst nämlich nichts. Die Wortwechsel zwischen den Stereotypen und den sich immer wiederholenden Themen sind oberflächlich wie nichtssagend und ich habe mir selten so sehr einen Skip-Button gewünscht wie hier. Kategorie “Kann man besser machen”. GameFreak, fragt mich einfach…
Wie immer, kann ich in rund zehn Minuten nicht auf alle Details sowie Pros und Contras eingehen. Aber Ziel ist es ja auch mir einfach mal meine Gedanken von der Seele zu reden und euch einen flotten Eindruck vom Spiel zu vermitteln. Und dies gieße ich nun in meine persönliche Wertung und gebe Pokémon Schwert und Schild ein:
Das war nett, kann man machen.
Ein bisschen tut es mir in der Seele weh, dass ich das Spiel nicht positiver sehe. Pokémon ist eines der Spiele, die ich einfach mögen möchte und in denen ich so viel Spaßpotential sehe. Und trotz der knuffigen Grafik, dem ultra sympathischen Spielprinzip und der extrem motivierenden Sammelmechanik habe ich mich nach ein paar Stunden dabei ertappt, dass ich keine Motivation mehr hatte weiterzuspielen. Ich wünsche mir aus ganzem Herzen einen Titel, der mich vom Hocker fegt und mich wochenlang an den Bildschirm fesselt. Dieser Teil ist es allerdings nicht.
Okay, das war es für heute und nach langer Zeit mal wieder ein Review von mir. Vorest allerdings podcast-exklusiv, da die Video-Reviews für YouTube einfach recht aufwendig zu produzieren sind. Ich bin aber gerade am überlegen, wie ich das Videoproduzieren ein bisschen effizienter gestalten und vielleicht auch ein bisschen aufpeppen kann. Deswegen freue ich mich über eure Meinungen zu diesem Rückblick, was euch gut gefällt, was weniger und welche anderen Projekte ihr euch vielleicht von mir wünscht. Und ich verbleibe erstmal mit freundlichen Grüßen, euer Aleo. Bis bald, macht es gut.